Die bedeutendsten Stifterpaare
Am bewegendsten wirken die beiden Hauptstifter mit ihren Gemahlinnen,
Markgraf Ekkehard II. mit Uta
und Markgraf Hermann mit Reglindis. Sie erhielten einen besonderen Platz
im Chor. An der Südseite steht die lebensfrohe Reglindis neben ihrem
Gemahl Hermann.
Von der schönen Polin ist bekannt, daß sie jung und kinderlos
starb und im Dom bestattet wurde. Ihr kesses Lächeln spricht von
der ganzen Unbekümmertheit, fast Naivität ihrer Jugend. Reglindis
ist der Typ der freundlichen, lebenslustigen, sicherlich unkomplizierten
Frau. Bei näherer Betrachtung mutet dagegen die Gestalt ihres Gatten
Hermann eher melancholisch an. Er blickt fast wehmütig ins Leere
und sein Kopf ist ein wenig geneigt. Gemessen an seiner Körpergröße
und im Vergleich zu den anderen Chorstatuen, sind Schild und Schwert zu
groß. Sie werden von den Fingern der linken Hand sehr zaghaft gehalten
und man empfindet, daß dieser Mann kein Kämpfertyp ist. Nichts
haben die beiden hier gemeinsam und nichts scheint sie zu verbinden, aber
dennoch bestätigen sie sich in ihrer Gegensätzlichkeit und bekräftigen
damit ihre Eigenart- hier der Schwermut, da der Frohsinn. Gegenüber
steht das berühmteste Stifterpaar: Ekkehard und Uta.
Ekkehard, ein resoluter, machtbewußter Charakter, das Abbild des
Herrschers. Er hält fest und entschlossen sein Schwert, entschlossen
ist auch sein Blick. Er scheint ein energischer Mann zu sein, der genau
weiß, was er will, und der seinen Willen durchzusetzen versteht.
Neben ihm steht Uta von Ballenstedt. Sie entstammte einem hochadeligen
Geschlecht und war mit dem Kaiserhaus verwandt. Uta ist bis ins Detail
der Typus der aristokratischen Dame. Sie ist sehr ruhig und kühl
dargestellt, dabei voller unnahbarer Anmut. Sie ist eine schöne Frau,
alles an dieser Frau ist klar und makellos. Gegen Ekkehard scheint die
zarte Frau sich mit dem hochgezogenen Mantel abgrenzen und schützen
zu wollen und steht dennoch unter dem festen Schutz dieses Mannes. Ruhig
und verschlossen ist der Ausdruck ihres edlen Gesichtes. Das Paar verkörpert
das Herrscherpaar des hohen Mittelalters. Reglindis und Hermann dagegen
lassen den Gedanken an die Welt des Herrschers kaum aufkommen. Man könnte
meinen: Ekkehard hat genau das, was Hermann fehlt, und Hermann das, was
Ekkehard fehlt. Zwei völlig gegensätzliche Charaktere sind einander
gegenübergestellt. Auch die beiden Ehefrauen, Uta und Reglindis sind
gewissermaßen antithetisch charakterisiert, hoheitsvoll, aristokratisch
und unnahbar kühl die eine, mittelsam und gewinnend die andere. Ein
Vergleich der Paare miteinander ist interessant. Ekkehard ist größer
als Uta und die beiden sind schon von der Körpergröße
her ein vollendetes Paar. Sie gehören zusammen, obwohl beide völlig
isoliert stehen. Beim Paar gegenüber sieht es so aus, als sei die
Frau größer als der Mann. Überhaupt sind die beiden ganz
verschieden. Der Mann ist gedankenverloren, Jenseitigem nachhängend,
innerlich anteilnehmend und scheint fast hilfebedürftig und demütig
hingebungsvoll zu sein. Dagegen fest im Leben stehend und das Leben liebend
die Frau, welche ganz und gar nicht schüchtern ist. Sie träumt
nicht und ist ganz von dieser Welt.
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