Die baulichen Besonderheiten des Naumburger Doms
Der Naumburger Dom ist ein sichtbarer Ausdruck der erstarkten mittelalterlichen
Kirche. Er repräsentiert die späte Romanik und die frühe
Gotik. Im Außenbau sind die spätromanischen Teile deutlich
zu erkennen. Sie zeigen sich hauptsächlich an Langhaus, Querschiff
und den unteren Teilen der Turmpaare mit den Rundkapellen im Osten. Der
Westchor mit seinem polygonalen Abschluß ist bereits ein Werk der
reifen Gotik. Die reifen Formen der Hochgotik zeigt der Ostchor. Der Grundriß
des Naumburger Doms (siehe Anlage 1) zeigt eine kreuzförmige, doppelchörige,
dreischiffige Pfeilerbasilika mit 4 Türmen und einem Querhaus im
Osten. Der Dom ist 95 Meter lang und die Breite beträgt 22,5 Meter.
Der Bau des Doms erfolgte wie üblich von Ost nach West. Somit entstanden
der Ostchor und die Osttürme zuerst. Da sich während dieser
Zeit die Art zu bauen änderte, wurden besonders die beiden Chöre
und der nordwestliche Turm im himmelwärtsstrebenden, gotischen Stil
errichtet. Um 1330 wurde der Chor verlängert und die romanischen
Osttürme um 1500 erhöht. Um 1711/13 erhielten sie barocke Kupferhauben.
Die Westtürme erhielten ihre gotischen Unterteile nach 1260. Der
Nordwestturm wurde im 14./15. Jahrhundert um zwei und Ende des 19. Jahrhunderts
um die darüberliegenden Teile erhöht. Der Südwestturm erhielt
alle neogotischen Geschosse erst nach 1894. Deshalb erscheint der Naumburger
Dom auf alten Ansichten als dreitürmige Kathedrale (siehe Anlage
2). Das Langhaus der Domkirche ist in seiner wuchtigen und behäbigen
Gestalt ein Zeugnis selbstbewußter Traditionsgebundenheit. Der Gottesdienst
für die Laien fand dort statt. Die Bühne des Ostlettners diente
zunächst als Kanzel. Die Holzkanzel des Langhauses ist inschriftlich
1466 datiert. Im Langhaus und in den Seitenschiffen ist eine Reihe bemerkenswerter
Grabsteine und -denkmäler aufgestellt. Mehrere Grabdenkmäler
lagen über den Gräbern im Fußboden der Kirche. Von den
einst zahlreichen Altären der Domkirche sind heute nur wenige zu
sehen. Ein Teil wird wohl in der Reformationszeit entfernt worden sein
oder fiel dem großen Dombrand 1532 zum Opfer. Nach Süden schließt
sich ein im 13. Jahrhundert erbauter Kreuzgang an, der jedoch nicht vollständig
erhalten ist.
Der gewaltige Innenraum der Domkirche wird durch zwei Lettner gegliedert.
Als Lettner bezeichnet man die hohe Trennwand zwischen dem Chor, dem Raum
der Geistlichen, und dem Mittelschiff, dem Raum der Gemeinde. Die beiden
Lettner, die im Osten und im Westen das Langhaus begrenzen, bilden weiterhin
Schranken, die den gewaltigen Raum des Doms nicht mit einem Blick übersehen
lassen. Durch die Lettner wird er vielmehr in drei Einzelkirchen aufgeteilt:
den für die feiernde Gemeinde bestimmten mittleren Teil und die beiden,
einst der Geistlichkeit vorbehaltenen, Chöre. Mit eindringlicher
Deutlichkeit führen der Ost- und der Westlettner
den Stilwandel von der Spätromanik zur Frühgotik vor Augen.
Die Lettner im Naumburger Dom verkörpern etwas Einzigartiges, denn
nirgendwo sonst sind zwei Lettner bis in die heutige Zeit erhalten. Der
Brand im Jahre 1532 fügte dem Dom innen wie außen schwere Schäden
zu. Die Instandsetzung der Kirche beschäftigte Generationen. Die
Brandspuren waren noch 1895 zu erkennen. Von der Ausmalung des Kirchenraumes
ist heute nichts mehr zu sehen. In seinem Inneren birgt der Dom einmalige
kunsthistorische Werte.
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