Zur Geschichte des Naumburger Kirschfestes
Der Ursprung des Kirschfestes ist nicht völlig klar. Historiker
streiten sich, ob es auf einer wahren Begebenheit beruht, oder ob findige
Naumburger Kaufleute dieses Fest ersonnen haben, um ihren Umsatz anzukurbeln.
Fest steht aber, dass es sich um eines der schönsten und traditionsreichsten
Feste Mitteldeutschlands handelt.
Nach der Überlieferung geht das Kirschfest auf die Belagerung
der Stadt Naumburg im Jahre 1432 durch die Hussitten zurück. Diese
Überlieferung klingt auch plausibel, wenn man bedenkt, dass auch
der damalige Naumburger Bischof für die Hinrichtung von Jan Hus
gestimmt hatte. Der einzige Schönheitsfehler ist die Tatsache,
dass sich die Hussittenschaaren nicht in der Nähe Naumburgs aufgehalten
haben. Wie dem auch sei - es existiert eine einhellige Überlieferung
der Geschichte wie die Hussitten die Stadt Naumburg verschont haben:
Nachdem Jan Hus hingerichtet worden war, zogen seine Anhänger,
die Hussitten, durch Europa und rächten seine Hinrichtung. Auch
vor der Stadt Naumburg wollten Sie nicht halt machen. Als sie in Naumburg
ankamen, mussten sie feststellen, dass diese Stadt ob ihrer starken
Mauern und bewehrten Stadttore nicht so leicht zu nehmen war. Und so
verlegten sie sich auf die damals recht beliebte Methode des Belagerns.
Nach einiger Zeit zeigte dies auch Wirkung. Die Menschen in Naumburg
litten an Hunger und es bestand die Gefahr von Seuchen. Niemand konnte
etwas dagegen unternehmen - die Situation schien schier aussichtslos.
Nach der Überlieferung war es der Schullehrer, der in seiner Verzweiflung
die rettende Idee hatte: Er zog seinen kleinsten Schülern Leichenhemden
an und zog mit diesen Kindern vor die Tore der Stadt zum Heerführer
der Hussitten, Prokop dem Großen. Tatsächlich geschah das
Wunder. Der so brutale und kriegserfahrene Prokop konnte den Anblick
der ausgemergelten Kinder nicht ertragen und da es Juni war, gab er
den Kindern kurzerhand das zu Essen was ihm als erstes zur Hand war:
vor den Toren der Stadt waren das Kirschen. Doch der Prokop hatte damit
noch nicht genug des Wundersamen getan - er kommandierte sein Heer von
der Stadt Naumburg weg, jedoch nicht bevor er mit dem Bürgermeister
der Stadt einen Vertrag über den Waffenstillstand geschlossen hatte.
In der heutigen Zeit wird das Fest noch immer auf der städtischen
Festwiese, der Vogelwiese,
gefeiert. Auf diesem Festplatz werden von verschiedenen Naumburger Vereinen
und Persönlichkeiten Festzelte aufgestellt und Veranstaltungen
organisiert. Seinen Höhepunkt erlebt das Fest im historischen Festumzug
und der Peter-Pauls-Messe,
an denen jedes Jahr viele freiwillige Darsteller teilnehmen.
Der Umzug erlebt seinen Höhepunkt in den Darstellungen der Herold-
und der Prokopen-Szene auf dem Marktplatz: Nach der Überlieferung
haben der Bürgermeister und Prokop der Große Ihren Waffenstillstands-Vertrag
durch das Lehren eines Bechers Wein besiegelt. Während der Szene
müssen der Darsteller des Prokopen und der jeweilige Bürgermeister
diesen Becher Wein bis auf den letzten Tropfen lehren - bei einem Maß
von einem Liter und den an Juni-Samstag-Nachmittagen herrschenden Temperaturen
für beide eine Herausforderung. Nach dieser Szene verlassen die
Ratsherren die Tribüne
und ziehen mit dem Rest des Umzugs auf die Vogelwiese, wo die Feier
bis in die späten Nachtstunden andauert.