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Chronik der Stadt Naumburg(Saale)

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1404

Der "Schwarze Tod" - die Pest - wütet in Naumburg. In einer Prozession wird "das Heiligtum" herumgetragen, um das Unglück abzuwenden.


1410

Der Naumburger Rat erläßt den sogenannten Judenbrief. Darin wird festgelegt, daß nur 22 jüdische Familien in Naumburg wohnen dürfen. Für ihre Schule und Synagoge sollen die Juden fortan 40 rheinische Gulden zahlen. Trotz dieser vertraglichen Regelung werden die Juden einige Monate später, am Sonnabend nach Galli 1410, in Gefangenschaft gesetzt und ihnen alles das genommen, "was sie gehabt".


1426

Der Naumburger Bischof Johann II. vollzieht die feierliche Grundsteinlegung für den in wesentlichen Teilen erhaltenen Neubau der Wenzelskirche. Fünf Jahre später wird die Kirche ihrer Bestimmung übergeben, obwohl sie noch nicht vollendet ist.


1432

Beitritt der Stadt zur Hanse (18. Mai ). Schon ein Jahr später erzwingen die Landesfürsten auf Verlangen des Bischofs den Wiederaustritt und untersagen dem Rat gleichzeitig jedes Bündnis mit anderen. Das ist am 30. Juni 1433.


1439

Die Böttcher erhalten ihre erste Handwerksordnung. Sie bilden hinfort ein starkes und konstantes Element im städtischen Wirtschaftsleben.


1443

Eine große Flut hat die Moritzwiesen und die Ebene an den Fachsenweisen überschwemmt und ist bis an den Höhenrand bei der Schweinsbrücke gestiegen. Um diese Zeit wird auch erstmals die "Hohe Lilie" (Markt 18) erwähnt. Das Haus erscheint in den städtischen Handelsbüchern als "Kemenate". Nach dem Brand von 1517 wird sie unter Einbeziehung ihrer älteren Bauteile umfassend erneuert und im Inneren repräsentativ ausgestattet.


1448

Der Rat läßt eine große Büchse (Mauerbrecher) gießen. Meister Erhard, der Glockengießer, der schon mehrfach für den Rat in dieser Angelegenheit tätig war, leitet als Werkmeister den Guß.


1450

Am Ende des Sächsischen Bruderkrieges (1446 - 51), in dem die Söhne Friedrichs des Streitbaren um ihren Erbanspruch stritten, wird Naumburg von den Truppen des Herzogs Moritz belagert. Dessen Truppen stehen bei Fränkenau und Pforta. Hier wartet er auf die böhmischen Hilfstruppen unter Georg Podiebrad, um mit ihnen gemeinsam die reiche Messestadt Naumburg zu bestürmen. Doch die böhmischen Hilfstruppen, die man ganz allgemein Hussiten nennt, bleiben vor Pegau liegen. Herzog Moritz verzichtet somit auf eine Belagerung und zieht seine Truppen zurück. Auf dieses Ereignis wird auch der Ursprung des bekannten Naumburger Kirschfestes zurückgeführt.


1451

In Naumburg wird das Ende des Sächsischen Bruderkrieges beschlossen. Nach der Überlieferung wird der Friede unter jener alten Linde vor dem Kloster St. Georgen besiegelt, wo die feindlichen Brüder schon 1447 und 1448 miteinander verhandelt haben. Herzog Moritz wird nun Landes- und Schutzfürst des Stift Naumburg-Zeitz. Unter päpstlicher Autorität wird das Kloster des heiligen Mauritius vor Naumburg visitiert. In dem Visitationsbericht heißt es: "Fast alle ihre Gebäude drohten den Einsturz, und die Brüder, durch Armut und stete Arbeit gedrückt, hatten das Aussehen von Bauern." 1457 wird das Moritzkloster neben dem Dom und dem Kloster Sankt Georgen als Gnadenort bezeichnet. Die Abdeckerei vor dem Salztor wird erwähnt. Der Abdecker unterstand dem Stadtvogt. Er hatte die "Meisterei" zu unterhalten und den Scharfrichter zu stellen. 1800 wurde eine neue Abdeckerei am Galgenberg errichtet, 1833 aber schon wieder aufgegeben. Seit 1866 befand sie sich in der Weichau östlich der Altstadt.


1454

Herzog Moritz von Sachsen hebt auf Verlangen seiner thüringischen Städte das Verbot auf, Naumburger Bier in seine Lande zu führen. Wenige Monate später fordert er von dem Naumburger Rat, daß das Bier "möchte gut gebrauet wer den, nicht im Keller gemengt, sondern gleich in die Fässer gut und recht gebrauet werden."


1456

Im Zusammenhang mit der weiteren Erneuerung der Stadtbefestigung wird das Marientor massiv, also in Stein völlig neu errichtet. Die Bauleitung liegt in den Händen von Meister Ambrosius (oder Valentin) Weise, die Madonnenfigur am Außentor fertigt Meister Peter Hummelshain. Festlegung der "Freiheitischen Ordnung". Der Stadtteil - die Freiheit (Immunitas) genannt - steht unter der Grundherrlichkeit des Domkapitels. Seine Verfassung ist das "Freiheitische Nachbarschaftsrecht".


1457

Ein auf dem Reußenplatz ausgebrochenes Feuer greift in kurzer Zeit auf die ganze Bürgerstadt über, so daß "die Stadt fast ganz ausgebrannt und auch das Rathaus angegriffen wird". In den folgenden Jahren haben weitere Brände (1462, 1473, 1496) den Wohlstand der Bürger stark geschädigt.


1461

Der Naumburger Rat bestätigt am Freitag nach Judica die Ordnung und Brüderschaft des Naumburger Schneiderhandwerks.


1463

An der Stadtbefestigung wird gearbeitet, die Stadtgräben ausgefüttert sowie der Turm des "Landskrone" und der am Marientor verfertigt.


1467

Bischof Heinrich II. vollzieht im Dom die Trauung des späteren Kurfürsten Johann Cicero von Brandenburg mit Margareten, der Tochter Herzogs Wilhelm von Sachsen. Johann Cicero von Brandenburg ist damals gerade erst 12 Jahre alt.


1475

Der Stadtrat erwirbt von Rudolf Marschall, Ritter zu Herrengosserstedt mehr als 213 Äcker vor Naumburg. Um diese Zeit bringt er auch die sogenannten "Schwarzburger Äcker" an sich, die am oberen Ende der Michaelisstraße liegen. Sie gehörten bis dahin dem Naumburger Bischof Gerhard, der aus Schwarzburgischem Hause stammte und von dessen Familie sie der Naumburger Rat erwirbt. In diesem Jahr wütet wiederum die Pest. Der Stadtschreiber berichtet: "Ein großes Sterben ist in Naumburg gewesen."


1479

Naumburger Kriegsordnung. Sie wird in der Kirche St. Wenzel der versammelten Bürgergemeinde vorgelesen.


1480

Der Naumburger Rat läßt an der Pferdeschwemme vor dem Jakobstor arbeiten. Diese sogenannte "Pfütze" vor dem Jakobstor wird 1401 als schon bestehend beschrieben und liegt an der Straße in Richtung Halle und Leipzig. 1891 wird sie zugeschüttet und mit Strauchwerk bepflanzt.


1481

Das in den Bränden von 1457 und 1473 zerstörte Rathaus wird in dem Jahr vollendet. 1489 wird es durch das Gewand- und Neuhaus an der Herrenstraße erweitert. Aus dieser Zeit stammt die Wappentafel an der Vorderseite des Rathauses. Sie schmückte einst die Freitreppe, die zum 1. Obergeschoß des Rathauses führte.


1483

Für die Brüderschaft "Corporis Christi" richtet der Rat auf dem Rathaus ein Essen aus, an dem sich auch Frauen beteiligen können. Die Brüderschaft - ein Zeichen der großen Frömmigkeit Naumburger Bürger - besitzt in der Wenzelskirche einen eigenen Altar und an hohen Festtagen sogar einen eigenen Chor. Jeden Donnerstag ziehen ihre Angehörigen "mit den Allerheiligsten in Prozession" um, in den Händen brennende Kerzen tragend. Das für die Bruderschaft eingerichtete Essen wird 1523 eingestellt. Nithard Langenberg, gebürtig von Eckartsberga, wird Probst des Moritzklosters. Ihm gelingt es, die Verhältnisse des Klosters zu ordnen und zu bessern. Er läßt die verfallenen Klostergebäude wieder herstellen und die Kirche neu aufrichten. Nithard Langenberg stirbt 1521. Sein Grabstein zeigt ihn in herkömmlicher Ordenstracht.


1484

Einweihung der schon um 1400


1486

Bischof Dietrich II. verkauft dem Naumburger Stadtrat die niederen und hohen Gerichte in der Stadt und ihrer Flur auf drei Jahre. Davon ausgenommen waren die Klöster Sankt Moritz und Sankt Georgen sowie die Erbgüter der Prälaten. Sein Nachfolger Johannes III. verkauft sie auf sechs Jahre. Nach der Säkularisation des Bistums übertragen die sächsischen Administratoren die "Ober- und Erbgerichte" dem Rate als Lehen. Erst im Jahre 1818 ist die städtische Gerichtsbarkeit erloschen. Der gleiche Bischof verbietet den Naumburger Handwerkern die Überschreitung ihrer Privilegien und bestimmt gemeinsam mit dem Stadtrat, daß bei Rechnungslegung des Alten Rates sechs Männer (Gassenmeister) aus der Gemeinde zugegen sein sollen. Da mit wird die Organisation der Selbstverwaltung der Stadt unter Einbeziehung von Vertretern aus der Bürgerschaft weiter ausgebaut und gefestigt. Mit der sächsischen Landesteilung wird am 25.6. zwischen den Brüdern Ernst und Albert, den Stammvätern der nach ihnen benannten Linien, der sogenannte "Naumburger Schied" vereinbart. Herzog Ernst erhält mit dem Kurhut zugleich die Schutzherrlichkeit über das Bistum Naumburg. Wenige Tage danach stirbt er am 26.8.1486.


1488

Auf dem Galgenberg südöstlich der Stadt läßt der Rat einen neuen Galgen aufrichten. Dem Ereignis wohnen alle vier Bürgermeister, die Gassenmeister und aus "jeder Gasse 20 der Ehrlichsten" bei. Der Galgenberg ist in den Jahrhunderten der wichtigste Hinrichtungsort. Daneben wird die Blutgerichtsbarkeit aber auch auf dem Markt, im Herrentor, im Stadtgraben, auf dem Holzmarkt und am Halleschen Anger an der Saale praktiziert.


1489

Das Gewandhaus (Nordflügel des Rathauses zur Herrenstraße) wird erbaut. Die Arbeiten leitet Meister Volkmar von Sachsen. Er zeichnet an der Wappentafel von 1482 mit "v.r." Später ist er mit Arbeiten in der Wenzelskirche und in der Moritzkirche beschäftigt.


1492

Die Kirche und der angrenzende Gottesacker des Spitals vor dem Jakobstor werden von dem Weihbischof feierlich geweiht. Bischof Dietrich II. stirbt am 5. März in Zeitz und wird im Naumburger Dom begraben. Sein Grabmal ist dort noch zu sehen. Kurz vor seinem Tode hatte er den Kurfürsten gebeten, ihn beim Kaiser gegenüber zu vertreten. Damit war ein weiterer Schritt von der bisherigen Reichsunmittelbarkeit zur Landeshoheit getan. Sein Nachfolger im Amt, Bischof Johannes III., verzichtet sogar auf die Teilnahme an den Reichstagen von Trient, Trier und Freiburg.


1493

Kurfürst Friedrich hält am 17. November in Naumburg einen glänzenden Hoftag ab. Aufwendige Fürstenversammlungen finden auch in den folgenden Jahren (1504,1507,1508 ff.) statt.


1494

Gewaltsame Auflösung der jüdischen Gemeinde und Vertreibung der Juden aus Naumburg. Zwei Jahre später wird die Synagoge abgerissen und 1499 vertraglich festgelegt, daß eine künftige, neue Anwesenheit von Juden in der Stadt für immer verhindert werden solle. An diese Entscheidung hat sich die Stadt jahrhundertelang gehalten. In den Besoldungslisten des Rates erscheint erstmals ein Barbiermeister Hans. Er ist ein Chirurgus, ein Wundheilkünstler. Auch eine Ratsbadestube wird in den Kämmereirechnungen erwähnt. Sie befindet sich am Ausgang des Reußenplatzes zur Engelgasse.


1495

Der Rat läßt die Kramgewölbe und Gemäuer bei dem Kirchhofe an Sankt Wenzel aufführen. Die Arbeiten sind sehr umfassend und ziehen sich bis 1498/99 hin. Die Augustiner von Erfurt haben ein Haus auf dem Holzmarkt in Gebrauch. Es handelt sich dabei wahrscheinlich um die Terminei (Herberge) des Augustiner-Ordens. Auch für 1519 wird ein Haus "uff der pfar" der Erfurter Augustiner-Mönche besonders erwähnt. Eigentümer ist die Naumburger Dompropstei. Die Augustiner müssen für das Haus 12 Schillinge Zins zahlen.


1497

Stadt und Bürgerschaft sind seit Jahren hoch verschuldet. 1484 hat die Stadt etwa 23.000 Gulden an Schulden zu tragen, die Bürgerschaft rund 100.000 Gulden. 1497 berichten die Annalen: "Auf die Häuser zu Naumburg sind soviel Zinsen, Geschoß und Schulden getrieben, daß die Leute davon gezogen, die Häuser stehen und einfallen lassen."


1498

Der Marktplatz und der Steinweg werden gepflastert. Kurz darauf erhält der Brunnen auf dem Marktplatz durch Meister Volkmar eine steinerne Säule, "daraus das Wasser läuft". Das steinerne Becken des Marktbrunnens wird erst 1523 gesetzt.


1499

Die Brüder des Konvents des Einsiedlerordens Sankt Augustin zu Erfurt erwerben für ihre Terminei (Wanderherberge) ein weiteres Grundstück "auf der Pfarr" an der Westseite des Holzmarktes. 1541 verkaufen die Augustiner das baufällige und seit langer Zeit nicht mehr benutzte Haus am Holzmarkt. Trotz der finanziellen Probleme verzeichnet das städtische Bauwesen eine beachtliche Mobilität. Unter anderem werden die Arbeiten an der Garküche beendet, die Ziegelscheune vor dem Jakobstor erbaut, die neuen Verkaufsgewölbe mit einem Dach versehen sowie mehrere Türme zur Verstärkung der Stadtbefestigung errichtet.


Lepsiusgamnasium
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Briganten
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